Seit ungefähr neun Monaten spart unser Kind auf eine Villa.
Sie hat auch schon genaue Vorstellungen davon wie die auszusehen hat. Jeder Penny wird aufs Konto getragen, Geburtstagsgeld, Zugestecktes von der Familie, Kommunionsgeld, Taschengeld.
- woher sie die Idee hat, ist uns übrigens schleierhaft -
Heute waren wir in der Stadt.
In einem Laden fand das Kind DIE Sandalen. Die Augen leuchteten. Das Herz hüpfte vor Freude. Reduziert von 50 Euro auf 16.99 Euro.
Nun ja. Sie HAT schon Sandalen.
Ich schickte sie zu ihrem Vater. Und meinte: "wenn Du IHN überzeugst, ja*."
Sie kam zurück und sagte freudestrahlend: "Papa hats erlaubt!"
"Aha", sagte ich. Da ich aber ja die Liebreizende kenne, fragte ich nach.
"Neeee! Das habe ich sicher nicht erlaubt. Die glitzern, die sind GOLD!!" antwortete der Vater.
Die Unterlippe zitterte.
"Ich lass Euch das mal ausdiskutieren", sagte ich und verschwand hinter einem Stapel T-Shirts.
Aus der Ferne beobachtete ich wie die Lippe immer mehr zitterte und Tränen in die Augen schossen.
"Ich habe ihr nur gesagt, sie müsse sich beteiligen", raunte er mir zu, "ich finde, das ist ein fairer Deal."
Inzwischen kuckte die Verkäuferin amüsiert.
"Ich will aber nix von meinem Gesparten dafür ausgeben, das brauche ich für die Villa!", keifte das Kind.
Die Verkäuferin sah mich an und zog fragend die Augenbraue hoch. Ich erklärte den ausgereiften Plan mit der Villa. Sie wusste nicht, ob sie nicken sollte oder lachen.
Was folgte war reif für Versteckte Kamera.
Tränen, Wut, Enttäuschung. Das volle Programm eben.
Wir boten ihr an, dass sie fünf Euro zahlen solle. Wir den Rest.
Nein. Wollte sie nicht. Wegen Villa.
Wir boten ihr an, dass sie die fünf Euro von ihrem Taschengeld abstottern dürfe.
Nein. Wollte sie nicht. Wegen Villa.
Opa bot ihr (telefonisch) an, dass ER ihr das Geld vorstrecke.
Nein. Wollte sie nicht. Wegen Villa.
Ich bot ihr an, dass sie jede Woche nur die Hälfte Taschengeld bekäme.
Wollte sie nicht. - ja, wegen Villa.
Dabei heulte sie.
Irgendwann - so nach 20 Minuten Live-Comedy, die ich wirklich nicht unterbrechen wollte - sagte ich: so, Du hast jetzt noch drei Minuten Bedenkzeit.
Ich bot ihr an, dass wir zusammen reingehen.
Sie nahm an.
Wir fanden nach langem Suchen die Schuhe und ich sagte: "Du, warte mal, ich muss noch was für Oma zu Muttertag besorgen."
Wir diskutierten über Duschgels und Tücher und entschieden uns für eine Bürste und ein Badeschaum.
Und zahlten.
Ach, Sie fragen sich was mit den Schuhen ist?
"Mama, Du. Ich habe eigentlich gar nix wozu Gold passt. Ich glaube, ich kaufe sie doch nicht."
Tja. Ich sage doch. Live Comedy.
* Ich entscheide 98%, er muss es lernen.