Ich habe lange mit mir gerungen wie ich dieses Posting schreibe.
Dass es beispielsweise ein Mythos ist, dass die Engländer nicht kochen können. Gut, viele können nicht kochen, aber die Rezepte an für sich sind göttlich.
Oder, dass wir letztes Jahr zum traditionellen Sunday Lunch eingeladen waren. Was mich endgültig davon überzeugte, dass es ein Mythos ist, dass Engländer nicht kochen können.
Oder aber, dass ich seit heute verstehe wieso man das Essen den Sex des Alters nennt.
Denn, ganz unter uns gesagt, diese orale Schweinerei, die ich heute vorstelle, ist eindeutig schlechtem Sex vorzuziehen.
Worüber ich rede?
Über Sticky Toffee Pudding.
Das klingt noch nicht so wirklich beeindruckend, ich verstehe.
Selbst das Rezept hat mich nicht darauf vorbereitet, welche orgiastischen Ausbrüche mich erwarten. Oder wie sagte mein Mann nach dem Genuss der ersten Portion: "Boaaah, wie konnten wir so lange vergessen WIE lecker der ist?!" Das erste Mal haben wir es - genau - beim oben erwähnten Sunday Lunch gegessen, als Abschluss eines wirklich mehr als hervorragenden Menüs. Ich bettelte die Hausfrau und den Hausmann quasi um das Rezept an.
Woher es genau ist, weiss ich nicht, ich habe nur eine Kopie aus einem Buch. Aber ich tippe auf
Delia.
In der Einleitung steht: "I make it with a really rich toffee sauce - let's face it, if you're going to make a pud like this, you've got to do it properly!"
Daher weigere ich mich auch strikt bei dem Rezept auch nur eine Kalorie zu zählen.
Es ergibt 8 - 10 Portionen, 6 wenn es einem wirklich schlecht geht.
Mit 25 Gramm Butter eine 23 cm Durchmesser Backform auspinseln und mit Mehl bestäuben.
Der Herd wird auf 200 Grad vorgeheizt.
50 Gramm weiche Butter mit 175 Gramm dunklem braunen
Demerara Zucker mit einem Handrührer vermischen, einen Esslöffel
Golden Syrup und zwei Esslöffel Black Treacle dazu geben, ebenfalls vermixen. Anstelle des
Black Treacle kann man sicher auch Grafschafter Zuckerrübensirup nehmen, die Konsistenz, Farbe und der Geruch sind sich ziemlich ähnlich, auch wenn das Black Treacle etwas herber ist. Ein bisschen Vanille, zwei Eier, 200 Gramm Mehl, sowie einen Teelöffel Backpulver nach und nach in die Masse geben und zu einem Teig verrühren.
Währendessen werden 300 ml Wasser und 200 Gramm entsteinte, grob zerhackte Datteln zum Kochen gebracht, vom Herd genommen und mit dem Stabmixer püriert. Nachdem ein Teelöffel
Backsoda untergerührt wurde, wird die heisse Masse schnell unter den restlichen Teig gerührt, in die gebutterte Form geschüttet und 40 - 45 Minuten backen gelassen.
Der Kuchen kann auch schon einen Tag vorher zubereitet werden, sollte dann aber in Alufolie verpackt sein Dasein fristen. Einfrieren kann man das gute Stück auch.
Wenn er bereit ist auf den Tisch zu kommen, wird er noch mal kurz erhitzt, entweder im Ofen oder - eher die brutale Variante - in der Mikrowelle. Das tut weder dem Geschmack, noch der Konsistenz einen Abbruch.
Für die Sauce werden 100 Gramm Butter und 100 Gramm Zucker in einem Soßenpfännchen erhitzt bis der Zucker sich aufgelöst hat. Dann kommt 200 ml Double-Creme (wobei ich mir sicher bin, dass auch die deutsche Schlagsahne da reicht) hinzu, wird noch mal aufgekocht und so lange köcheln gelassen bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.
Der Nachtisch wird warm, nicht heiss, nicht lauwarm, warm serviert.
Man könnte kritisch sagen, dass der Kuchen etwas zu süss ist, ja, aber gerade das macht ihn aus.