Ich outete mich bereits als Aussenseiter, als ich durch die Türe in die vollbesetzte Arena schritt.
Vor mir stand ein Mann mit einer Wasserflasche und schickte sich an mir Wasser in die Hände laufen zu lassen. Und ich hatte keine Ahnung weswegen und was man dann mit dem Wasser macht. Er erklärte mir leise, dass ich mir die Hände abreiben, einen Schluck nehmen und dann in die bereitgestellten Wassereimer speien sollte. Sein Blick sagte: Oh-Gott-schon-wieder-so-eine-Möchtegern-Buddhistin.
Ich nickte - wie ich dachte - freundlich und tat so als würde ich trinken und speien. Denn das Wasser war mir bereits durch die Finger gelaufen. Ich hoffte jedoch, dass mein Betrug im Halbdunklen nicht auffallen würde.
Wozu der ganze Aufwand?
Nach Jahren minderer Intelligenz (Kind) und der daraus resultierenden Unfähigkeit mich mit philosophischen Themen auseinander zu setzen, nahm ich die Chance wahr es einfach mal wieder zu versuchen.
Punkt 9:30 Uhr kam ein älterer Herr auf die Bühne gehumpelt und erklom mit Hilfe seiner Mönche den Thron.
Er setze sich eine Schildkappe auf und sah aus wie ein Mönch im Strandurlaub. Ehrlich.
Der Vormittag war größtenteils für die Vajrasattva-Initiation reserviert, ein Ritual, dass unsere wahre Natur zum Vorschein kommen lässt und Mitgefühl und Weisheit in unser Leben bringen soll.
Bei den Meditationen kam ich mir ehrlich gesagt ein bisschen wie ein Betrüger vor. Da ich schon sehr lange meditiere und Tiefenentspannung praktiziere waren die Visualisierungsmeditationen für mich viel zu einfach.
Aber wie sagte S. (eine unserer Couchsurferinnen) danach? Why should it always be hard?!
Es ging viel um Altruismus, Leiden, Leidensfähigkeit, Wisdom of Emptyness und auch Selbstsucht.
Dennoch blieben für mich einige Fragen offen.
Was macht ein guter Buddhist, wenn man starke Antipathie für jemanden empfindet?
Was ist der Unterschied zwischen Existenz und totaler Existenz?
Was unterscheidet die vier verschiedenen Arten von Leere?
Aber was mich am meisten faszinierte?
Dass der Dalai Lama einen unglaublichen Humor hat und selbst beim Beantworten von ernsthaften Fragen und philophischen Gesprächen sich kaputt lachen konnte.
"So, we are finished", sagte er zum Ende.
Und ich kam mir gar nicht mehr so sehr wie eine Betrügerin vor.
PS: ja ich bin wieder zu Hause :) Endlich!
211224
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Oh wow, da bin ich gestern noch mit Danas Worten zu "alles, was nicht
links oder islamistisch ist, wird von Politik, Polizei und Medien nicht als
radika...
vor 53 Minuten