Oh! What a night.
23:45 Uhr Mein Mann wälzt sich im Bett rum. Er macht sich Gedanken wegen eine Patientin.
Er will reden.
Ich versuche ihn zu beruhigen, bin angemessen mitfühlend und so weiter.
00:25 Uhr Ich will schlafen.
00:30 Uhr Mein Mann dreht sich mit einem enttäuschten Seufzen um und meint, er würde mich jetzt schlafen lassen.
Ich danke ihm.
00:35 Uhr Das Kind wacht heulend auf. Ich wundere mich. Das ist nicht normal.
00:40 Uhr Eruptionen. Das Kind kotzt. Kein Wunder, dass es vorher geheult hat.
Nachtblind wie ich bin, sehe ich nur viel und frage mich woher das kommt. Sie hatte doch gar nichts zu Abend gegessen. Wedele es als unwichtig ab. Entkleide das Kind, drücke es dem Mann in die Hand zum säubern und ziehe das Bett ab.
Ein Hoch auf wasserdichte Betteinlagen!
Ich tappe nackt ins Erdgeschoss um die verkotzte Wäsche direkt in die Maschine zu füllen.
Ich höre ein Geräusch von der Haustüre. Wer zum Geier trägt um diese Zeit Werbung aus?!
Mir wird eiskalt bewusst:
Wir haben eine Glastüre. Der Mann kichert. Ich finde es spontan nicht witzig.
Ich beschließe, dass es besser ist die Würde zu bewahren als mich hinter einem Umzugskarton zu verstecken.
Ich zeige ihm den Mittelfinger und gehe die Treppe hoch. Oben fange ich an zu Hyperventilieren.
Kind ist wieder angezogen, Bett bezogen. Wir gehen schlafen.
Ich halte brav Händchen.
01:20 Uhr Töchterchen übergibt sich noch mal.
Ich schmeiße die schmutzige Wäsche diesmal in die Badewanne.
Ich halte wieder Händchen.
01:45 Uhr Mein Mann wälzt sich im Bett rum. Er macht sich Gedanken wegen einer Patientin. Er will reden. Ich denke an Scheidung.
Ich beruhige ihn.
02:00 Uhr Ich darf weiterschlafen.
02:30 Uhr Das Kind wacht heulend auf. Ich frage sie, ob sie sich übergeben muss. Sie sagt ja. Wir schnappen sie und rennen ins Bad. Klappt! Super. Ich bin stolz.
Mir wird bewusst, dass sie ja dann morgen nicht in den Kindergarten darf. Ich murmele ein böses Wort in mich rein und schäme mich deswegen auch gleich angemessen. Dann muss die Arbeit halt wieder einen Tag warten.
Händchenhaltend schläft sie ein.
03:00 Uhr Mein Mann will reden. Ich will nicht reden. Fehlt mir das weibliche Gen? Ich denke nicht weiter über Scheidung nach. Ich denke daran ihn zu erschlagen.
Verwerfe den Gedanken. Macht zu viel Sauerei und außerdem bin ich zu müde. Sinniere darüber, ob mein Mann und ich genetisch die Rollen getauscht haben. Schlafe während des Gesprächs ein.
Ich glaube mein Mann ist beleidigt.
04:00 Uhr Ich wache von Selbstgesprächen meines herzallerliebsten Weggefährten auf. Sage heulend: ich will jetzt endlich schlafen!
04:30 Uhr Kind wacht auf kotzend. Ich mag nicht mehr.
05:00 Uhr Mein Mitesser fragt mich flüsternd, ob er ins Gästezimmer wechseln soll. Ich verfluche ihn nuschelnd.
6:00 Uhr Kind bekommt Durchfall.
Oh, was für eine Nacht!
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Mein Mann lebt noch, die Patientin auch. Das Kind hatte seither weder Durchfall, übergeben musste sie sich nur ein Mal.
Aber eins ist gleich: ich bin heute genau so hundemüde wie damals.
Denn so sehr ich es begrüsse, dass mein reizendes Töchterlein beschlossen hat in ihrem Zimmer schlafen zu wollen, so sehr verfluche ich es. Denn seither schläft sie nicht mehr durch und einer von uns muss regelmässig Nachts zu ihr, kurz oder lang Händchen halten und sie beruhigen. Unsere Augenringe gehen gefühlt bis zu den Kniekehlen. Aber: da müssen wir jetzt durch.
Übrigens läuft die kindergartenfreie Woche besser als gedacht. Wir tun einfach so, als sei Urlaub :)
Montag gibts dann auch endlich mal wieder was kreatives hier ;)