Dienstag, 7. September 2010

... am Ende der Welt (3)

Seit meine Großmutter gestorben ist, verfällt jedoch das Elternhaus meiner Mutter.
Es ist ein typisches Sandsteinhaus, nass, kalt, ohne Heizung.
Eine meiner Schlüsselerlebnisse war, als wir eines Winters meine Großmutter besuchten. Mein Großvater war damals schon gestorben und ich war ungefähr 13 Jahre alt.

Ich lag also in der kleinen Kammer, unterm Dach und hauchte weisse Luft aus meinem Mund. Auf mir lag eine Wolldecke, zwei Plumeaus, je nur 120 lang, darüber noch eine gesteppte Tagesdecke. Und ich fror. Erbärmlich.
Nachts hatte ich die schrecklichsten Albträume von Besteigungen des Nanga Parbat, Eiskammern und Erfrierungen.
Natürlich rutschte die ganze Chose mitten in der Nacht auf den Boden und ich musste (fluchend) die gefühlten 10 Kilo wieder hochwuchten. Leider lag es nicht mehr richtig und ich fror den Rest der Nacht noch mehr.
Als ich morgens aufwachte, lag auf meinen Bettdecken der Raureif und am Fenster waren sehr hübsche Eisblumen.

Ich stapfte nach unten, wo meine Großmutter gerade am Feuer machen war. Es gab ja nur einen Ofen im ganzen Haus, in der guten Stube. Zitternd stellte ich mich vor sie und sagte:
"Oma, Du weisst, ich habe Dich ganz dolle lieb, aber ich komme NIE wieder im Winter zu Dir! tut mir wirklich leid!"
Sie lachte, umarmte mich und sagte nur: "Oh, Leevja."










Heute würde ich nicht lange fackeln und mir einfach einen Heizlüfter mitnehmen.
Denn ich vermisse sie.
Meine Oma.


10 Kommentare:

  1. *schnief*
    ich meine auch *doppel schnief*
    **herz**
    c.

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  2. *Mit feuchten Augen* ich meine auch...
    Hast du "Der Geschmack von Apfelkernen" gelesen? -Meine fünf Packungen Taschentücher und ich schon..
    Groetjes

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  3. *pipiimaugehab* und *genaussofühl*

    LG Kathrin

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  4. So hat mein Vater (und seine beiden Brüder) seine Kindheit verbracht: die Winter lang mit Pudelmütze 3 Decken und 2 Paar Socken ins Bett. :)
    Allerdings ohne Rauhreif (glaube ich...).

    LG! Sandra

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  5. Bei meiner Oma habe ich nie geschlafen, dafür aber immer bei meiner Uroma ! Die hatte Gott sei Dank eine Heizung ! Leider ist sie gestoeben, da war ich achtzehn. Meine Oma vor zwei Jahren ! Ich vermisse beide ganz furchtbar ;-(

    Das Buch " Der Geschmack von Apfelkernen " würde Dir sicher gefallen !

    Wenn Du magst, schick ich es Dir !

    LG Sandra

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  6. Den Geschmack von Apfelkernen habe ich bereits gelesen. Meine Mutter fand es auch sehr schön :)

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  7. Ja, bei Oma schlafen unter Plumeaus - schön! Aber natürlich nur mit Ofen oder Heizlüfter... Ich war fast immer zu Ostern bei meinen Großeltern in Berlin, aber gefroren habe ich auch manchmal. Ich schlief (bis zum Umzug) immer im ehemaligen Zimmer meiner Mutter & ihren Schwestern - vormals das "Dienstmädchenzimmer" direkt neben der Küche und ich glaube auch dort gab es keinen Ofen...

    Ich mag deine "am Ende der Welt"-geschichten sehr und vermisse momentan nicht nur meine Oma sehr... :(

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  8. So schön zum Lesen. Hat mich angerührt. Musste gleich an meine Oma denken, die immer, auch im tiefsten Winter auf dem Balkon schlief. Wenn es schneite, hatte sie noch eine Plastikplane über dem Bettzeug.
    Liebe Grüße
    Renate

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