Mittwoch, 5. März 2008

Englisches Alltagsleben

Die Bank


Heute hatte ich mal wieder das Vergnügen zu unserer Hausbank gehen zu dürfen. Englische Auftrag und Arbeitgeber zahlen ihre Sklaven ups Arbeitnehmer meinte ich natürlich nämlich vornehmlich mit Scheck.

Als wir nach England zogen, dachten wir: klar Bankkonto eröffnen, kein Problem. Wir hatten ein Schreiben unserer deutschen Bank, dass wir uns bisher bei ihnen benommen hatten, mein Mann und ich hatten regelmässige Einnahmen. Easy dachten wir.
Dachten wir.

Als erstes scheiterten wir daran, dass es in England keinen Personalausweis gibt. Quasi. Will man sich legitimieren, braucht man einen englischen Reisepass, einen englischen Führerschein oder eine offizielle Rechnung der Stadt, dem Gas oder Elektrizitätswerk. Eigentlich auch kein Problem. Wenn man ein Haus gemietet hat, fallen diese Kosten automatisch an. Nur: ohne Bankkonto kein Haus.

Unsere erste Behausung wurde also über den Arbeitgeber meines Mannes angemietet. Und wir warteten auf unsere erste Rechnung.
Um endlich ein Bankkonto zu eröffnen.
Die kam, nach mehrmaligen Anrufen bei der Stadt nach zehn Wochen an.
Der Vorname meines Liebsten war falsch geschrieben. Ein "c" anstelle eines "k".

Wir dachten uns nichts Böses und gingen dennoch frisch an einem Samstag (weil unter der Woche geht es ja nie, dank Öffnungszeiten) zur Bank. Die Dame, die uns dort empfing, schaute uns arrogant an und sagte: nein. Das machen wir nicht.
Mein Mann - ansonsten ein wirklich extrem ausgeglichener Mensch, der noch nicht mal flucht - flippte aus und schmiss die Unterlagen in die Luft.
Wir wurden höflich gebeten sofort zu gehen. Da kennen die keinen Spaß.

Eine Woche später war es soweit. Korrekte Rechnung der Stadt, andere Bank.
Wir wurden quasi verhört.

Da meine Einnahmen auf mein deutsches Konto flossen, wurde ich in England degradiert. Wir durften zwar ein gemeinesames Konto eröffnen, aber mein Mann musste mir eine Bankkarte genehmigen. Einen Kreditkartenantrag muss er bewilligen, alle wichtigen Entscheidungen muss er unterschreiben.
Emanzipation, hallo?

Und daran erinnerte ich mich heute, als ich den Scheck einreichte.
"Haben Sie denn Berechtigung den Scheck auf SEIN Konto einzuzahlen?"
Ich zog die Augenbrauen hoch und dachte daran, dass ich seit einem Jahr den Scheck in dieser Bank, genau bei dieser Bankangestellten jeden Monat einreiche.
"Es ist unser gemeinsames Konto."
"Haben Sie denn SEINE Karte und Geheimnummer?"
"Ich habe meine eigene Karte."
"WISSEN Sie denn Ihre Geheimnummer???"

Ich war versucht ihr zu antworten, nein, wozu auch, ich zahle immer ohne Geheimnummer, brauche ich das???
Schluckte dann jedoch die Worte runter und antwortete mit leicht scharfem Ton:
"Selbstverständlich."
Und endlich durfte ich den Scheck einreichen.

Das ist Alltagsleben in England.

9 Kommentare:

  1. Hmpf.
    Von derartigen Amtsschimmeln hab ich auch schon gehört – von der einheimischen Seite her.
    Wie war das nochmal?
    *Knoten aufdrösel*
    Ach ja.
    S. wollte in sein neues Haus Internetanschluss haben.
    BT: "Ja da brauchen wir Ihre Bankkontendaten."
    Bank: "Konto eröffnen? Da brauchen wir Ihren Reisepass."
    Reisepass? Da steht in NI/GB die Wohnadresse (!) drin. Also: Nach Übersiedlung neuen Reisepass einreichen, das dauert so bis zu 8 Wochen bis man den hat...
    Damit dann zur Bank und ein Konto eröffnen. Das dauert naturgemäß auch ein Weilchen...
    Damit dann endlich zu BT und – wie lang -das- dauert bis sich da was tut muss ich nun nicht mehr erwähnen.

    Da er in der Zwischenzeit beschlossen hatte nach Ö zu ziehen, hat er den Kram letztlich hingeschmissen. Nach einem 3/4 Jahr hätte er vielleicht irgendwann auch einen Internet-Anschluss gehabt.
    Den Flug hierher hatte er wesentlich schneller...

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  2. C.: Wir hatten vier Monate kein Telefon/Internet *knirsch*

    Wenn Du mit BT telefonierst, lernst Du am besten Hindi (oder eine andere indisch/parkistanische Sprache), denn die Wahrscheinlichkeit, dass Du jemanden an der Leitung hast, der das spricht, ist ungemein hoch.
    Inzwischen gehts zwar bei mir, aber am Anfang war ich grandios überfordert - obwohl mein Englisch jetzt nicht wirklich schlecht ist ;)

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  3. Ich kann ähnliches aus Mexiko berichten, ich pflege eine Hass-Liebe zu meiner Bank. Liebe, weil dort mein Geld lagert. Hass, weil das alles Pappnasen sind!

    a) Der Grossteil der Mexikaner hat scheinbar immer noch nicht vom Phone- oder Onlinebanking gehört. Dementsprechend findest Du lange, langwierige, langweilige Schlangen.

    b) Man kann bei der Mex HSBC nur 300Pesos am Tag beim Automaten abgehen. Entspricht ca. 300USD. Brauchst Du mehr, musst Du an die Kasse. Aber vor der Kasse, brauchst Du Genehmigung von (D)einem Bearbeiter. Also: Schlange 1, Genehmigung. Schlange 2: Geld. Wer da noch nerven hat, sei gesegnet.

    Ausweisen tust Du Dich hier ebenfalls mit IFE, ein mexikanischer Wahlausweis. Welchen ich als nicht-wählen-dürfender-Ausländer nicht habe. Also Reisepass, Visum UND Elekrizitätshausrechnung mitschleppen. Wenn man mietet womöglich auch noch Mietvertrag!

    c) Das geht ewig weiter. Ich hasse es zur Bank zu müssen!

    d) Ich habe übrigens keinen Onlinezugang, weil ich damals bei der Kontoeröffnung einen Geheimcode bekam. Den braucht man um Onlinebanking beantragen zu können. Den habe ich aber nicht mehr. Dann meinte ich, die könnten mir doch einfach einen neuen geben. Nein, das ginge nicht. Und nu?! Neues Konto eröffnen um Code zu bekommen?! Mexikanischer Alltagswahnsinn!

    Und Ihr denkt in Deutschland herrscht Bürokratie? Nein, die Mexikaner sind noch viel schlimmer.

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  4. ich wollte ja immer noch einmal weg von hier. ich überlegs mir doch noch mal. ich habe nämlich ein bankkonto. sogar ein ganz eigenes. mit geheimnummer und allem pi pa po.
    klingt abenteuerlich. und gar nicht nach "zivilisation".

    aber. dein empire-kleidchen ist klasse geworden. jetzt kannst du dich ans atomkraftwerk wagen! in klein halt erst mal. sonst sagt der liebste wieder, das kann man doch billiger kaufen....

    liebste grüße!
    von rike

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  5. Das ist ja unglaublich! Mir war nicht bewusst, dass Du in GB lebst...toll, da freue ich mich auf weitere Stories von der Insel ;-)
    LG, Bine

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  6. ninik: den online Zugang bekamen wir - allerdings ist der Zugang SO kompliziert, dass ich das kaum mache. der besteht aus einer wilden Kombination aus Bankleitzahl, Kontonummer, Geburtstag, Geheimzahlen, Worte - und das jedes Mal anders. Mal der dritte Buchstabe von dem einen, dann die vierte Zahl vom anderen *augenroll*
    Überweisungen kann man nur innerhalb der eigenen Konten machen *pff*

    Rike: ich dachte bis wir her zogen immer, GB sei ja ähnlich wie Deutschland - Europa halt. Vergiss es. Das ist in einzelnen Bereichen wirklich ein Entwicklungsland.
    Das Kleidchen mag sie inzwischen :)
    Wenn, müsste ich aber ein Windkraftwerk klöppeln - mein Mann ist gegen Atomstrom ;)

    waseigenes: Hier schreiben manche Storys das Leben, die einfach unglaublich sind ....

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  7. hallo... du bist doch noch in zivilisierten verhältnissen oder? hi hi

    glg maya

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  8. lange war ich nicht mehr hier,sooo sorry,ich komme kaum noch hinterher mit den blogs...aber es gibt viel neues und sooo witziges zu lesen bei dir,öhm,wobei dieser text natürlich für euch nicht witzig ist..an dieser stelle quasi nachträglich gute besserung : ) falls es dir noch mies geht.und dem kind,dem armen mit dem weh tuenden kopf und dem haar,hach!
    ...
    glg
    crisl

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  9. ich stoebere jetzt gerade so in deinen alten Eintragungen und muss mich natuerlich sehr ueber diesen Eintrag amuesieren.

    Als ich hier ankam hatte ich dieses nette Erlebnis mit einer britischen Bank

    http://www.fm5.at/Exil-%C3%96sterreicherin/

    glg

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