Freitag, 24. Oktober 2008

Freizeitbeschäftigung. Jipiaiehhhh!

Die Frau links von mir ist 75 Jahre. Die rechts von mir schätze ich auf 85. Mit einem Blick um uns herum wird klar: ich kann den Altersdurchschnitt nicht wesentlich senken.

Ich befinde mich in einem fleischgewordenen Anfang-50er Jahre Film.

Eine Reihe vor mir dreht sich A. um und winkt mir zu.
Wir sind im Theater. In der Mittagsvorstellung. Die Kinder sind in der Schule und danach im After School Club. Also gut versorgt.
Und ich gebe zu: es ist nicht clever in ein Theaterstück zu gehen, ohne genau zu wissen was einen erwartet. Ich habe es dennoch getan.
Auf dem Programm steht "Seven brides for seven brothers."

Nun ist das, ehrlichgesagt, mein erstes Mal Theater in England.
Und auch in Deutschland war ich, nach einem traumatischen Erlebnis, lange nicht mehr gewesen.
Wir lebten in Hamburg und gingen mit einem Freund ins Theater. Eine Hommage an Jeff Coons stand auf dem Spielplan. Und während meine beiden Mit-Theater-Besucher das Stück wahnsinnig toll fanden, fand ich es nur absurd, handlungslos und überflüssig. Ich weiß jedenfalls bis heute noch nicht, was onanierende, lebensgroße Pink Panther, die Ersatzflüssigkeiten verstreuen so künstlerisch wahnsinnig wertvoll machen.

Seither traute ich mich nicht mehr mit meinem Mann ins Theater.

Als das Orchester die ersten Töne von sich gab, dachte ich nur noch: ach-Du-schande.
Jipiaiehhhh.

Die Tänzer wirbelten über die Bühne, es wurde fröhlich gesungen und die Damen und Herren um mich herum klatschten glücklich mit.


Zwei Ausschnitte aus dem Film:





Nein, all zu viel anders war die Musicalaufführung auch nicht.

Leicht geschockt die Dame links, lüstern die Dame rechts - als die sechs Brüder ihre Unterwäsche hergeben mussten und nur mit einem knappen Handtuch bekleidet tanzten. Und ja, das war ein schöner Anblick. Durchtrainierte, fast nackte Tänzer. Wer achtet da schon noch auf Gesichter? Dame recht schaute seufzend auf die Leih-Operngläser vor jedem Platz und dann auf ihren Mann.

Um 16:25 Uhr war der Ausflug in die Vergangenheit vorbei.

Und ich muss gestehen (auch wenn es gar nicht cool ist): ich amüsierte mich köstlich.

6 Kommentare:

  1. *giggel*
    bei meinem traumatischen theatererlebnis lag während der gesamten vorstellung ein nakter mann in einer pfütze.konnte mich nicht auf das stück konzentrieren, da ich immer dachte:"der muß sich doch erkälten!"

    lg, lina

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  2. Lina: es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn mein Mann nicht noch heute von dem Stück schwärmen würde!

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  3. Ich bin ja furchtlos und hab ein Jahres-Theater-Abo (allerdings auch pro Vorstellung mindestens einen Schauspieler/-in, der/die blank zieht ...
    LG von CAro

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  4. Caro: ich habe es überwunden. Mein Trauma. Und werde schauen, dass ich regelmässig mal das Kind in den After School Club stecke und in die Nachmittagsvorstellung ins Theater gehe ;)
    Das nächste wird wohl Macbeth werden *g*
    Da kann man sehr experimentell werden!

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  5. Theater mag ich wirklich gern, leider hab ich hier noch nicht auf dem Kulturpfad wandern koennen... noch etwas, was mir von zuhause fehlt... *seufz

    Viel Freude bei Macbeth. Und berichte ! ;)

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  6. Ich gehe gerne ins Theater,aber leider nur alle 2 Jahre mal..irgendwie fehlt dafür die Zeit!!!
    Ob ich mir aber dieses Theaterstück angeschaut hätte, ich denke nicht!
    Mein Mann ist ein absoluter Westernfilmfan und das hat bei mir leider ein paar Spuren hinterlassen!

    LG Linda

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